aamamamamamaIhr Titel
aber auch Drucke, Bilder, Gemälde usw.
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Der Umgekehrttag

„Aufstehen“, ruft Papa und zieht Theo die Decke weg. „Heute ist Umgekehrttag.“
Theo gähnt und grabscht nach der Bettdecke, aber die baumelt in Papas Hand.
 „Raus aus den Federn“, ruft er. „Heute bin ich zu Hause statt Mama. Da passiert alles umgekehrt.“
Theo ist auf einen Schlag munter. „Heißt das, wenn du rauf sagst, meinst du runter und bei nass  trocken?“
Genau das meine ich“, erklärt Papa. „Und nun schnell ins Badezimmer, Hände und Gesicht waschen, dann machen wir Frühstück.“
Theo hebt ganz langsam das linke Bein aus dem Bett, dann das rechte, wie ein alter Seebär.
„Ein bisschen Beeilung“, will Papa gerade rufen, da fällt ihm noch rechtzeitig ein, dass er schnell gesagt hat. Als Theo endlich aus dem Badezimmer kommt, hat er ganz dreckige Finger und ein verschmiertes Gesicht. Mamas Schminksachen haben ein bisschen gelitten.
„Wie ich sehe, hast du dich gründlich gewaschen“, lobt Papa. „Jetzt an‘s Frühstück!“ Er kocht kalten Kaffee und zwei steinharte Eier. Theo stellt die Tassen auf den Tisch,
„Halt, nicht dahin“, mahnt Papa. „Alles umgekehrt!“ 
Und so stellen sie das Frühstück auf ihre Stühle. Dann legen sich Papa und Theo mit dem Bauch auf den Tisch. Es ist etwas unbequem aber es geht und es ist ziemlich lustig. Papa schneidet Wurst und Käse in dicke Scheiben. Die bestreichen sie mit Butter und legen eine hauchdünne Scheibe Brot als Belag obendrauf.
„Pfui Teufel schmeckt das schlecht“, sagt Theo begeistert und belegt sich bereits die dritte Scheibe Wurst mit Brot. Dann klopft er sein Ei auf und verzehrt die Schale. Das knirscht vielleicht zwischen den Zähnen.
„Schmatz gefälligst etwas lauter, ich höre ja gar nichts“, schimpft Papa und wischt den Mund am Tischtuch ab.
Theo liest inzwischen die Zeitung. Das ist ganz schön schwierig, wenn man dabei auf dem Bauch liegt.
Es ist ein herrliches Frühstück! Zum Nachtisch verzehren sie ihre Servietten. Als sie satt sind, rülpst Papa wie ein Steinzeitmensch und hält nicht einmal die Hand vor den Mund.
„Und jetzt?“ fragt er.
„Abdecken, Abwaschen und Küche aufräumen“ antwortet Theo, „ist doch klar!“
„Richtig“, nickt Papa. „Dann also los!“.
 Und mit ein paar Sätzen ist er in Theos Bett und Theo hinterher. Und dann schlafen sie um die Wette, bis die Sonne am Himmel untergeht.


      
Ute Keil – aus: Großes Geschichtenbuch Herbst und Winter – (Herder Verlag)