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aber auch Drucke, Bilder, Gemälde usw.

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Teddy auch! (Die Geburtstagseinladung)

Katrin legt die Buntstifte beiseite. Die letzte Geburtstagskarte ist fertig. Bis auf Julia hat sie alle aus der Gruppe eingeladen. Mit Julia will Katrin nichts zu tun haben. Die ist sowieso ganz unbeliebt. Kein Wunder! Immer flennt sie, wenn ihre Mutter nach Hause geht, und dann ist sie die ganze Zeit superartig. Bloß wenn man sie schubst, ganz aus Versehen natürlich, tritt sie wie wild um sich. Und den Jonas, den hat sie neulich sogar in den Arm gebissen, als er sie nicht in die Sandkiste lassen wollte. Vier Zahnabdrücke hatte er, zuerst rot, dann blau und zum Schluss lila und  gelb.
Und neuerdings petzt sie auch noch. Die Alina hat sie verpetzt, weil sie das Tuschwasser über ihr Bild geschüttet hat. Dabei hätte das sowieso niemand aufgehängt. Ihre Katze sah aus wie ein viel zu fetter Maulwurf. Nicht einmal malen kann sie. Kein Wunder, dass Katrin sie nicht zu ihrem Geburtstag einlädt.
"Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?" fragt Mama abends auf der Bettkante. "Vielleicht ist sie ja viel netter, wenn sie mit eingeladen wird und mitspielen darf!"
"Nein!" faucht Katrin. Mama hat gut reden. Wenn sie die einlädt, würden die anderen sie auslachen. Jonas hat sogar schon gedroht, dass er zu keinem Geburtstag geht, zu dem diese Ziege eingeladen ist. Und Jonas ist ihr bester Freund.

"Schade", sagt Mama. "Sie wird bestimmt traurig sein." Dann gibt sie Katrin einen Gutenachtkuß. "Teddy auch", sagt Katrin, und auch Teddy bekommt seinen Kuß, ehe Mama auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schleicht.
"Die und einladen", murmelt Katrin Teddy ins Ohr.

Irgendwann in der Nacht wird sie von einem leisen Schluchzen geweckt. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher, aber das Schluchzen kommt nicht von dort. Es kommt aus ihrem Bett.
"Teddy", ruft Katrin erschrocken. "Bist du das?"
"Tut mir leid", brummt Teddy. "Ich wollte dich nicht wecken."
"Habe ich dich gedrückt?" fragt Katrin besorgt und rückt schnell zur Seite.
"Nein, nein", wehrt Teddy ab und wischt eine dicke Träne aus seinem Knopfauge. "Ich  bin bloß traurig."
"Warum bist du traurig?" fragt Katrin und rückt wieder heran. "Ach, nichts", winkt Teddy ab. "Es ist nur ... "
"Was nur? Erzähle es mir sofort. Ich will nicht, dass du traurig bist." Da kullern seine Tränen nur so. "Die anderen spielen Geburtstagsfeier, und ich darf nicht mitspielen."
"Welche anderen?"  fragt Katrin verwirrt.
"Na,  die anderen halt, dein Stoffhund, das Pferdchen, Ernie, der Kasper und die Prinzessin, die ganzen Playmo-Figuren, die eingebildete Barbie und all die anderen Puppen."
„Die spielen?" fragt Katrin erstaunt. "Jetzt, mitten in der Nacht?"
"Jede Nacht", schluchzt Teddy. "Und mich lassen sie nicht mitspielen, weil du mich mit ins Bett nimmst. Immer lachen sie mich aus und sagen, ich sei ein Baby. Dabei darf sogar die Babypuppe mitspielen, die immer in die Windeln macht."

"Denen werde ich was erzählen!" sagt Katrin böse und schwingt die Beine aus dem Bett.
Aber Teddy hält sie fest. "Halt, das geht nicht. Sie spielen doch nur, wenn du schläfst. Sobald du munter bist, rührt sich keiner mehr."

"Dann sage ich es ihnen morgen", sagt Katrin und schaut Teddy auf einmal überrascht an. "Aber wie kommt es dann, dass du dich bewegst, ich bin doch wach und schlafe nicht!"
"Keine Ahnung!" erklärt Teddy. "Eigentlich darf das gar nicht sein. Vielleicht ist heute etwas Besonderes passiert, weshalb das auf einmal möglich ist?"

"Ich weiß nicht ... ", sagt Katrin zögernd und starrt eine Weile Löcher in die Luft, ehe sie wieder einschläft.

Am nächsten Morgen liegen ihre Einladungskarten auf dem Frühstückstisch.

"Hast du es dir noch einmal überlegt?" fragt Mama und legt eine leere Karte und Buntstifte daneben. Katrin schaut Teddy an. Täuscht sie sich, oder plinkert er ihr aufmunternd zu?
 "Ja", sagt sie entschlossen. Und dann malt sie noch schnell eine Einladungskarte für Julia mit einem großen gelben Teddy, der mit dem linken Auge plinkert.

 

Ute Keil -  aus „Wenn ich Geburtstag hab“ (Georg Bitter Verlag)