aamamamamamaIhr Titel
aber auch Drucke, Bilder, Gemälde usw.


„Meiner liebsten alten Tante Martha“
zum Geburtstag

Tante Martha wird 80. Sie hat sich sehr gut gehalten.
Sie hat im Gesicht höchstens fünfhundert Falten.

Alles erzählt sie fünfmal hintereinander,
doch ansonsten ist sie noch gut beieinander.

Nur den Opa erkennt sie offenbar nicht mehr wieder,
denn sie nennt ihn mal Jakob, mal Hannes, mal Frieder.

Wenn wir sie treffen, und das alle paar Tage,
staunt sie: „Seid ihr gewachsen“, das nervt – ohne Frage.

Ihr Gebiss trägt sie meist in den Schürzentaschen.
Dreimal schon hat sie es mitgewaschen.

Ständig sucht sie die Brille in Herd, Schrank und Vase
Und hat sie doch jedes Mal auf ihrer Nase.

Papa sagt, so dünn wie ihr Bohnenkaffee
sei höchstens der Barsbütteler Baggersee.

Wenn es etwas gibt, das Tante Martha gern mag,
ist es Pflaumenkuchen, sie backt fast jeden Tag.

Macht der Pfarrer den Fehler, sie mal zu besuchen,
stopft sie ihn bis oben hin voll mit Kuchen.

Traut gar ein Einbrecher sich durch die Pforte,
entkommt er nicht vor dem zehnten Stück Pflaumentorte.

Zum Frühstück gibt’s Rührei mit Speck und Butter,
der arme Sittich kriegt  das Katzenfutter.

Der Kater kriegt Knochen, weil Tante Martha denkt,
dass er, wenn es klingelt, dann zu bellen anfängt.

Sie abonniert jedes Blättchen und liest interessiert,
welche Prinzessin heiratet und was dann passiert.

Von den Serien im Fernsehen lässt sie kaum eine aus,
sie liebt Spiderman genauso wie die mit der Maus.

Dann verwechselt dabei sie Zucker mit Salz.
Beim Puddingessen kratzt einem schrecklich der Hals.

Hab‘ ich mal Fieber oder krieg‘ einen Pickel,
gibt es Brennnesseltee und eiskalte Wickel.

Auf Tante Martha kann ich jederzeit zählen.
Wär sie nicht da – Mann, würd‘ sie mir fehlen !!!


Ute Keil   - aus Geschichtenbuch "Frühling und Sommer"   Herder Verlag